Moin und "Hallo!" erst einmal.
Ich höre und lese ständig von einem so genannten Gummibandeffekt, dass er in Modell xy nun fast ausgemerzt oder kaum vorhanden sei. Ich frage mich tatsächlich: Was genau ist denn gemeint???
Eddie71 fragt nach wissenschaftlichen Belegen, und ich habe auf die Schnelle zumindest ein Zitat bezüglich der Definition gefunden (Dissertation Claus Müller: Regelung und Steuerung eines stufenlos verstellbaren Getriebes für einen PKW-Hybridantrieb, 2008, Seite 40ff.).
Quelle:
https://mediatum.ub.tum.de/doc/685496/file.pdf
Der beschriebene Effekt bezieht sich auf ein rein mechanisches, auf Reibrad- oder Zugkettenwandler basierendes Getriebe.
Zitat aus Dissertation "Regelung und Steuerung eines stufenlos verstellbaren Getriebes für einen PKW-Hybridantrieb"
Der von CVT-Antrieben bekannte „Gummibandeffekt“, mit dem bei positiven Fahrpedaländerungen der Motor zunächst hochdreht und die Fahrzeugbeschleunigung erst bei Erreichen der stationären Drehzahl einsetzt, wird in der Literatur [11, 73] als negativ beschrieben.
[...]
Um das Fahrzeug und damit die Raddrehzahl zu beschleunigen, ist eine höhere Motorleistung notwendig, als für die vorangegangene Konstantfahrt. Der Motor wird zunächst auf Nenndrehzahl gebracht (Phase I). Das Getriebe wird dazu mit maximaler Geschwindigkeit zu verstellt und das maximale Motorsollmoment vorgegeben.
Die Fahrgeschwindigkeit nimmt hierbei zunächst etwas ab, da die anstehende Motorleistung nicht für die Deckung der stationären Fahrwiderstände und zur gleichzeitigen Beschleunigung des primären Massenträgheitsmoments ausreicht.
Nach dem Erreichen der Nenndrehzahl wird die Motordrehzahl annähern konstant gehalten. Die Getriebeübersetzung wird entsprechend der zunehmenden Fahrgeschwindigkeit in Richtung Overdrive verstellt.
Kurz von Erreichen der Sollgeschwindigkeit wird die Motordrehzahl auf den für die Stationärfahrt benötigten Wert reduziert. Dazu wird in Phase III das Getriebe wiederum mit maximaler Geschwindigkeit in Richtung Overdrive verstellt.
Durch das Abbremsen der primärseitigen Drehmassen kommt es zu einem kurzzeitigen Anstieg der Beschleunigung.
[...]
Auf den Fahrer hat das dargestellte Regelverhalten trotz Zeitoptimalität folgende überwiegend negative subjektive Wirkungen:
- Zu Beginn von Phase I erfolgt ein Sprung auf 100% Fahrpedalstellung. Die Motordrehzahl und damit das Motorgeräusch nimmt zu, wogegen keine oder eine leicht negative Beschleunigung spürbar ist. Es entsteht eine Diskrepanz zwischen dem wahrgenommenen Motorgeräusch und der gefühlten Beschleunigung.
- Phase II ist von konstanter Drehzahl und damit gleichbleibendem Motorgeräusch und gleichzeitig hoher Beschleunigung gekennzeichnet. Das subjektive Empfinden von Motorgeräusch und Beschleunigung ist wiederum unstimmig. Es ist wie in Phase I von 100% Fahrpedalstellung auszugehen.
- Die Fahrpedalstellung wird auf zunächst 0% zurückgenommen. Der Fahrer würde eine sofortige Reduktion der Beschleunigung erwarten. Diese nimmt jedoch zunächst vorübergehend zu.
Aus meiner Sicht und mittlerweile 11tkm Fahr-Erfahrung mit dem Auris TS Hybrid muss ich sagen, dass m.E. das Zuschreiben eines Gummibandeffektes im Sinne obiger Definition zu dem Toyota HSD Antrieb vollkommen unzutreffend ist. Lediglich eine permanente Varianz der Drehzahl in Abhängigkeit von Fahrwiderstand und Fahrpedalstellung ist gegeben. Dabei kann im Geschwindigkeitsbereich zwischen etwa 65 und 130 km/h die Drehzahl weit stärker abgesenkt werden, als bekannte Schalt- oder Stufenautomatikgetriebe dies vermögen.
Vergleich Drehzahl bei Konstantfahrt:
Auris TS, Tacho 137, GPS 125 km/h. Drehzahl unter 2000 bis ca. 2500 1/min je nach Situation
Corolla Verso 1.8, Tacho 140, GPS 128 km/h. Drehzahl 4000 1/min
Gruß,
der_flieger